Eduard-Lucas-Garten

Der Ortsteil Mähringen besitzt einen aus pomologischer Sicht besonders wertvollen historischen Schatz. Im Jahr 1861 schlug der bekannte Reutlinger Pomologe Eduard Lucas vor, dass zur Steigerung des allgemeinen Interesses am Obstbau ein Musterobstgarten, der sogenannte „Deutsche Centralobstgarten“ angelegt werden solle. Sein Anliegen war es, dass „eine größere Musterobstpflanzung als Vorbild sowohl in Anlage, Pflege, Behandlung der Bäume wie in Wahl der Obstsorten besonders erforderlich für die Hebung des Obstbaus im Bezirk sein dürfte.“ In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Mähringen wurden auf einer landschaftlich reizvoll gelegenen Schafweide 1200 hochstämmige Obstbäume gepflanzt. Der Mustersortengarten erlangte im Laufe der Zeit bemerkenswerte internationale Bedeutung. Im „Gedenkbuch“, das im Original im Mähringer Ortsarchiv erhalten ist, haben sich einst „Zöglinge“ der Obstbaulehrgänge aus ganz Europa eingetragen, ein Teilnehmer kam sogar aus San Francisco. Leider geriet der Mustergarten im Laufe der folgenden fast 150 Jahre hinaus in Vergessenheit. Die größte Bedrohung für das gesamte Streuobstgebiet waren mehrere Suchläufe für einen Standort einer Müllverbrennungsanlage und einer Restmülldeponie in den Jahren 1976-1990. Dieser Kelch ging aber am Streuobstgebiet in der Mähringer „Halde“ vorüber. Seit 1996  ist das Gebiet in das Landschaftsschutzgebiet „Härten“ aufgenommen.

In den Jahren bis 2003 wurden abgestorbene Bäume nicht mehr ersetzt. Beschleunigt wurde diese Entwicklung durch die zunehmende Mechanisierung in der Landwirtschaft. Für den Landwirt stellen Bäume bei der Grünlandbewirtschaftung auch ein Hindernis dar. Ein erster Schritt zur Erneuerung und Bestandsergänzung gelang im Herbst 2003, als die ersten 60 Hochstämme mit überwiegend alten Sorten zur Wiederherstellung des kulturell bedeutsamen Sortenmustergartens gesetzt wurden. Weitere Projektabschnitte mit der Pflanzung alter Sorten erfolgten in den folgenden Jahren. Die Pflanzungen sind noch nicht abgeschlossen. Insgesamt soll ein 16,4 ha großes Areal ergänzt werden. Hauptproblem dabei ist die Sicherstellung einer fachgerechten und nachhaltigen Pflege sowohl der neugesetzten Bäume als auch der Altbäume.

Übersichtskarte Eduard-Lucas-Pfad Heute kann der Eduard-Lucas Musterobstgarten auf einem schön angelegten Weg wieder von allen bewundert werden. Der Weg wurde befestigt, ein Schaubienenkasten errichtet, eine Benjeshecke angelegt und Bänke aufgestellt. Auf 14 Tafeln findet man Informationen rund um das Thema „Streuobstwiese“. Für seine Bemühungen hat der Arbeitskreis „Naturschutz- und Landwirtschaft“ zusammen mit den Obst- und Gartenbauvereinen der Härten den Kulturlandschaftspreis des Schwäbischen Heimatbundes und den Umweltförderpreis des Schwäbischen Tagblattes erhalten.